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Für Tag drei war der meiste Wind angesagt. Es sollte am Nachmittag die Große Bucht mit netter Welle funktionieren. Für vormittags hatten wir uns die Besichtigung der Kolmanskuppe, etwa 10 km landeinwärts in der Namib Wüste, vorgenommen. Hier wurde von 1900-1920 etwa eine Tonne Diamanten aus dem Wüstensand gefischt.

Es entstand eine kleine „deutsche“ Stadt mit Stadtbahn, Einkaufsladen, (Block-)Eisfabrik, Schlachterei, Turnhalle, Festsaal, Bibliothek, Kegelbahn, Meereswasser-Swimmingpool und einem großen Krankenhaus mit der ersten Röntgenanlage, die es in ganz Afrika damals gab. Das Gerät diente wohl vorwiegend dazu, verschluckte oder anderweitig im Körper versteckte Diamanten zu diagnostizieren.

Beeindruckend, was man hier zu in dieser Epoche bereits auf die Beine gestellt hat. Andererseits hätte man wohl kaum selbst abenteuerwillige in diese öde Gegend bringen können. Kostenloses Wasser, Eis und billiges Bier waren zusätzlich gute Argumente.

Zum Mittag flog uns hier bereits der Sand um die Ohren! Ab ging es auf die Lüderitzhalbinsel zur Großen Bucht. Fast komplett auflandiger Wind für 4,7er + 79er, etwa ein Meter Welle, dazwischen sehr glattes Wasser. Das sind nette Bedingungen. Nach zwei Stunden frischte es weiter auf. Jetzt hieß es umriggen oder weiterziehen. Ich entschloss mich zum Wechsel an den Agate Beach, da hier sideshore Bedingungen bestehen. Eine halbe Stunde später waren wir dort und der Wind war heftig, sowie eine kleine Welle am Laufen.

Allein das Aufriggen wurde schon zur Herausforderung, also war die Segelwahl klar, 3,5m². Nach einer halben Stunde auf dem Wasser musste ich einsehen, dass sogar dieses Segel zu groß war. Unter einem Höheverlust von etwa 200m beim Zurücktragen, konnte ich hinter einem gemauerten Grillplatz abriggen, ansonsten hätte es mich wohl in die Namib verblasen.


  Der letzte Tag sollte dann, die wohl besten Bedingungen der 4 Tage bringen. In der Großen Bucht hätte es wohl knapp für 5,5er + 107er bei etwas Welle gereicht, in der Second Lagoon ballerte es bereits, eine halbe Stunde war ich mit 4,2er + 79er bei Kabbelflachwasser draußen, schon am absoluten Limit, also wieder zurück zu Großen Bucht, die Bedingungen waren aber wie zuvor nur moderat, man glaubt es kaum.

Also, wieder zum Agate Beach, Bingo! Wind side-/sideoffshore für 4,2er + 79er, schön laufende 1-Meter-Welle. Entspanntes Surfen, Springen und Abreiten. Als gebührender Abschluss des Aufenthaltes gönnten wir uns noch ein edles Abendessen im besten Restaurant am Platz im Nesthotel. Am nächsten Tag standen uns dann 850 km Autofahrt bis Windhoek bevor, am Tag darauf folgte der Rückflug nach Deutschland.

Fazit: Namibia bietet eine gute Möglichkeit Abenteuer-, Erlebnis- und Surfreise individuell zu verbinden. Die geschichtlich bedingte Verbindung von Deutschland und Namibia macht es darüber hinaus für uns Deutsche sehr interessant. Die herben klimatischen Bedingungen können innerhalb eines Tages und zwischen Küste und Inland extrem differieren, im Sommer z. B. 12°C-40°C. Das Wasser ist kalt (Atlantik) oder bestenfalls frisch (Lagunen), also nichts für Shorty-/Boardshortsurfer. Auf viele andere Surfer trifft man nicht! In Lüderitz habe ich an vier Tagen bei guten Bedingungen nicht einen Wind- oder Kitesurfer gesehen, obwohl es laut unserem Gastgeber einige wenige „Locals“ geben soll. „Stell dir vor es hat Wind und keiner geht Surfen“, das gibt es wohl nur in Namibia. Es gäbe sicher bei über 2000 km Küstenlinie diverse gute Wavespots zu entdecken. Diese liegen aber am Rand der Wüste und häufig im „Diamantensperrgebiet“, welches man nur mit einer Erlaubnis betreten darf. Aus Sicherheitsgründen ist es jedoch ratsam hier zu mehreren unterwegs und auf dem Wasser zu sein. Sonst ist man wirklich absolut auf sich selbst gestellt.

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