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Arinaga

von Daniell Bonhoff

Frag doch mal einen grankanarischen Windsurfer nach einem Platz mit viel Wind aber superflachem Wasser: Ziemlich sicher wird er dir Salinas de Arinaga oder Bahia de Formas empfehlen. Zwei verschiedene Namen für ein und denselben Windsurfspot - eine große Bucht im Süden des Dorfes Arinaga. Diese Bucht sollte vor einigen Jahren durch eine große Mole zum Ausweichhafen von Las Palmas ausgebaut werden.

Die Mole wurde gebaut, wird aber zum Glück aller Windsurfer wenig genutzt, so dass es keine Beeinträchtigungen durch größere Schiffe gibt. Schon vorher war die Bucht durch eine Landzunge gut vor Wellen geschützt, durch die Mole entstand ein perfekter Flachwasserspot. Zum Beach und Wasserstart lernen kommt fast jeder Canario hierher, aber auch zum Freestyle oder Slalom-Training ist der Spot erste Wahl.

Zudem versuchten bereits vor zehn Jahren Legenden wie Björn Dunkerbeck, Antoine Albeau, Robby Naish und Anders Bringdal dort den damaligen Speedrekord zu verbessern.



Es wurden zwar respektable Geschwindigkeiten erzielt, der Rekord konnte jedoch nicht gebrochen werden und somit blieb der Spot in den Händen der Locals und der Windsurf-Urlauber.

Einer der Entdecker dieses Spots ist mein Freund Claus, der Leiter der Club Mistral Station Bahia Feliz im Süden der Insel. Seit 20 Jahren organisiert Club Mistral im Hochsommer, wenn der Passat aus Nord-Nord-Ost ballert und damit nicht mehr den Süden Gran Canarias belüftet, seine Highwind-Excursions.

Dann packen Surflehrer und Gäste den Bus und Hänger voll mit kleinen Boards und kleinen Segeln. Durch Tomatenfelder und an hunderten von Windmühlen vorbei, geht es an den Flachwasserspot. Claus hatte mir schon mehrmals von den seltenen Tagen mit Südswell erzählt, der dann trotz der Hafenmole fantastische Wellen liefern soll, aber ich wollte es nicht wirklich glauben!



Arinaga


Dann rief mich dann Claus´ Sohn Moritz an, mit 14 Jahren einer der jüngsten Pozo Ripper und schon seit einige Zeit im North Windsurfing Youngster Team: „Hi Dani, hast du Zeit ein paar Fotos zu machen? Wir hatten gestern schon fette Welle in Arinaga, heute sollte sie immer noch laufen!“ Eher skeptisch als überzeugt packte ich mein Foto- Equipment zusammen und machte mich auf den Weg. Als ich die kleine Strasse über der Bucht erreichte, rieb ich mir mehrmals die Augen: Kann das sein? Dort wo sonst meist Aufsteiger und Slalom-Piloten durch die Mikrowellen glühen, brachen schöne Sets von Wellen in Logohöhe, die vom ablandigen Wind verblasen wurden.

Weit links in der Bucht, an einem Pointbreak, tummelten sich Dutzende Boogie Boarder und Wellenreiter und in der Mitte brachten sich einige wenige Windsurfer in Position. Bald rumpelten auch Moritz und Claus den staubigen Feldweg entlang und zogen ihr Material aus dem Bus. Leichtgewicht Moritz zog ein 3,7 er auf und Claus entschied sich für 4,5 Quadratmeter, um auch in Ufernähe genug Druck im Segel zu haben.

Die Sets liefen im viertelstündigen Rhythmus heran und brachen sich mit einer faszinierenden Regelmäßigkeit. Zu ihrer großen Freude mussten sich Claus und Moritz die Wellen nur mit wenigen Locals teilen und nur um die Boogie-Boarder Ecke musste ein ausreichender Abstand eingehalten werden.

Während sich Claus meist auf klassisches Wellenreiten „Down the Line“ mit abschließendem Zerstäuben der Welle konzentrierte, versuchte sich Moritz zusätzlich an Goitern und Wave 360ern und konnte mit sauberen Aerials punkten.

Zu meiner Begeisterung gesellte sich zu den genialen Bedingungen ein tolles Licht, das die Szene in warmen Farben hüllte und Vater und Sohn kamen erst vom Wasser, als die Sonne hinter den Bergen Gran Canarias versank. Sie waren zwar sichtlich geschafft, aber das Glück, einen seltenen Südswell Tag in Kombination mit starkem Wind und dem richtigen Gezeitenstand erwischt zu haben, hinterließ ein dauerhaftes, fettes Grinsen in ihren Gesichtern!

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