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Malediven

Die beiden Töchter von Windsurf-Legende Jürgen Hönscheid sind richtig gute Wellenreiterinnen und waren auf den Malediven unterwegs. Hier ist ihr Bericht.

Sonni und ich fingen an zu kreischen, als wir zum ersten Mal die Bilder von unserem Luxusboot sahen, welches in der zweiten Woche des Malediven Trips unser Zuhause seien sollte. Und die Wellenvorhersage sah auch sehr positiv aus… Bessere Voraussetzungen konnte es für unsere Reise nicht geben.

Wir trafen in London auf unsere Crew, die sich aus allen Teilen der Welt zusammengefunden hatte. Nach zehn Stunden im Flieger, stießen wir durch die Wolkendecke und sahen kleine Türkise Punkte auf dem Wasser: die Malediven.

Endlich gelandet, pellten wir uns aus unseren Stützstrümpfen, und verfrachteten unsere ganzen Boards direkt vor dem Ausgang des Flughafens auf ein Boot. Es war jedoch noch nicht der Luxusdampfer.

Alan, ein Engländer der auf Lanzarote lebt, hatte den Trip organisiert und schon genaue Vorstellungen, wo es hingehen sollte “We are on the road again…” summte er vor sich hin. Dies würden wir von nun an immer hören, wenn wir zu einem neuen Spot aufbrachen…es geht los!

Alan hatte nicht zuviel versprochen. Am nächsten Morgen erwischten wir perfekte Wellen in Kanduma. Der Swell wurde mit jeder Stunde grösser, und es wehte eine leichte Briese offshore. Wir hatten den Spot nur für uns.… Als wir abends total ausgesurft wieder in unserem Boot sassen, mit einem Tiger (Bier) in der Hand, und den Jungs beim Angeln zuschauten, hatten wir alle ein grosses Lächeln auf dem Gesicht, und besprachen den nächsten Tag: Ganz früh morgens würde es weiter gehen...down down south!

Malediven

Umso enttäuschter waren wir schliesslich, als wir am nächsten Tag verschlafen und voller Erwartungen rausschauten… “Hmm, irgendwie sieht das hier genauso aus wie die Insel von gestern.” Es hatte Probleme mit dem Besitzer gegeben, der sein Schiff wieder im Norden haben wollte… und nun? War unser Traum vom Süden geplatzt?

Oder sollten wir unseren ganzen Stuff auf die kleine Palmeninsel verfrachten und Dschungelcamp spielen? Durch den Kopf ist es uns gegangen, ja… aber es gab eine viel bessere Lösung: Es war Zeit für unseren Joker: Der Luxusdampfer muss her!! Wir verloren einen wertvollen Tag.

Wir veruschten die Zeit zu nutzen und spielten viel Uno und Scrabble. Es gab die ein oder andere Kissenschlacht zwischen Shaper und Coach Clayton, unserem Fotografen und mir.

Nachdem wir alle um ein paar blaue Flecken reicher waren, kam am nächsten morgen dann endlich unser Schiff an. Es war der Hammer. Wir rannten hektisch hin und her, alle 4 Stöcke rauf und runter. Die Zimmer sahen aus wie in einem fünf Sterne Hotel, die Duschen hatten Hydromassage-Strahlen und die Klimaanlage hörte man kaum. Es hatte ein Jacuzzi und sogar eine kleine Sauna.

An jenem ersten Abend auf unserem Traumschiff traute sich keiner so wirklich sich in Boardshorts mit Salz- und Sonnencreme-Kruste und verwuschelten Haaren im edlen Speisesaal blicken zu lassen. So pickten wir uns das schickste und grösste stück Stoff zwischen einem Bikini-Lycra-Leash-Salat raus und dann saßen wir alle mit einer “ich-hab-ein-Bügelbrett-gefressen” Haltung am Tisch.


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Malediven

Das änderte sich allerdings schnell. Dieses krasse Boot musste doch schließlich gefeiert werden! Nach einigen Tigers wurde doch noch auf den Tischen getanzt und aus einem alten Besenstiel wurde eine Limbostange. Dann kam ich noch auf die Idee die Schwimmwesten zu testen, und mitten in der Nacht von der Dachterrasse zu springen. Die Crew des Bootes traute ihren Augen nicht. Sie filmten uns sogar, bis sie die Kamera liegen ließen und selbst mitgemacht haben….

Am nächsten Tag startete also unser zweiter Versuch, endlich in den Süden zu kommen. Diesmal mit Erfolg. Wir fuhren gute fünf Stunden. Der Swell reichte leider nicht wirklich aus. Jedoch erwischten wir ein paar kleine, aber sehr perfekte Wellen dort unten. Bis dann der Anruf: “There are amazing waves in the north, Sultan is going off!”

Also ging es wieder Richtung Norden. “…on the road again!” Es wurde tatsächlich der Höhepunkt des Trips: Drei abolute Super-Tage in Jails und Sultans mit soliden zwei bis drei Metern Welle.

Mal leichte Offshore Briese, mal komplett glassy, und erstaunlicher weise gab es nicht mal zu viel Crowd auf dem Wasser…

Am letzten Tag hatte ich die beste Session meines Lebens. Die Wellen hatten eine gute Grösse und sogar ein paar Tubes. Sie waren schnell und steil…

Auf meinem Weg zurück ins Lineup, nach einer der perfektesten Wellen die ich je hatte, streifte meine Hände durch das kristallklare, warme Wasser. Unter mir schwamm ein Schwarm riesiger Fische.


Malediven

Ich schaute in die strahlenden Gesichter meiner Surfer Crew …. Dann schloss ich für einen Moment die Augen, die vom Salz brannten, spürte jeden einzelnen Muskel meines Körpers, meinen aufgeschabten Bauch und Beine, bis hin zu den brennenden Schnittwunden am Fuss. Die Zerrung im Arm schmerzte, alles schmerzte.

Aber es war egal. Dies ist das Paradies jedes Surfers. Die Malediven haben uns nicht enttäuscht!

Es tat so gut zwei Wochen komplett raus aus allem zu sein: Kein Fernseher, keine Nachrichten, kein Stress. Wir befassten uns mit den Dingen, die uns umgaben.


Letztendlich war der Tagesablauf meist der gleiche: Um fünf Uhr aufstehen, drei Stunden surfen, essen (nicht frühstücken, ihr habt richtig gehört! Es gab schon morgens deftigen Reis, Nudeln, Fisch, Hühnchen) dann wieder surfen, Mittagessen, surfen, Abendessen, schlafen, und wieder um 5 hoch.

Sonni und ich machten nach unserem Trip dann noch einen kurzen Abstecher nach London. Da standen wir dann braungebrannt, überall verwundet und behangen mit kleinen Muschel-Ketten, die man in Males Bazaren immer geschenkt bekommt, in einer von Leuten überfüllten U-Bahn. Jeder hing an seinem Handy, und war stylisch eingekleidet nach dem neusten Modetrend. Wir merkten in was für einer anderen Welt wir gewesen waren.

So einfach, so natürlich, so schön…

Malediven