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Boa Vista

Für die wilde und faszinierende Kapverden Insel Boa Vista beginnt mit der Fertigstellung des internationalen Flughafens eine neue Zeitrechnung. Für Windsurfer sind die Direktflüge ein Segen. DAILY DOSE hat eine Last Minute Pauschalreise mit einem Surfreiseveranstalter gebucht...

Der Anflug auf Boa Vista nach etwa sechs Stunden Flug verrät es: Die Insel sieht aus wie die Schwester Fuerteventuras. Aber eben wie Fuerteventura vor etwa sechzig Jahren. Fast unbewohnt scheint die große Insel. Strände soweit das Auge reicht. Die zwei größten Hotelanlagen sehen bei der Größe der Insel wie Stecknadelköpfe aus. Die größte Siedlung auf Boa Vista hat gerade einmal 2500 Einwohner.

Der kleine Flughafen sieht nett aus. Die Abfertigung bei der Einreise geschieht in locker freundlichem Ton, aber hoppla was ist das? Mir wird die Einreise nach einer halben Stunde Anstehen genauso freundlich lächelnd verweigert.

Das beim Surfreiseveranstalter gekaufte Visum liegt den lokalen Behörden nicht vor. Auch die Reiseleitung des Surfreise-Veranstalters ist nicht da. Darüber bin ich nicht glücklich. Wozu buchte ich pauschal?

Zum Glück gibt es jetzt die Möglichkeit auch vor Ort das Visum zu bekommen. Also wieder anstehen und mit Unbehagen einen neuen Visumsantrag stellen, nochmals bezahlen und dann werde ich ohne weitere Kontrolle durchgewinkt.

Der Fahrer des Hotels Estoril ist erleichtert, als ich endlich durchkomme und bugsiert mich zum hoteleigenen Pickup.

Boa Vista

Nach kurzer Fahrt durch die Wüste, Ankunft im Hotel am Rande des Hauptortes Sal Rei: „Das Hotel liegt in einem Neubaugebiet“ schreibt der nagelneue Dumont Reisführer. Sachlich richtig aber dennoch völlig unzutreffend. Das Rohbaugebiet erinnert an Beirut vor dem Wiederaufbau. Wir erinnern uns: Es ist Pauschalurlaub in einem Entwicklungsland.

Das Hotel Estoril wird demnächst renoviert und hat diese Renovierung auch nötig. Hier sollen keine Haare gespalten werden, aber muss rostender Elektroschrott im Gang liegen, wenn ein Gast pro Nacht etwa 50 Euro auf den Tisch legen muss? Der ausgeschriebene Hotelsafe ist sehr süß aber nicht safe: Jeder Gast bekommt eine kleine Holzkiste mit Schloß dran. Diese wird dann in der Rezeption aufbewahrt.

Der Weg zum Strand und zu den beiden sehr guten Surfcentern ist kurz, aber es ist eine gefühlte Weltreise.

Während das Hotel (noch) am Rand der dritten Welt liegt, ist davon am Strand nichts zu spüren. Strandbars sorgen für leckeres Essen und direkt hinter den Centern beginnt unberührte Natur. Urlaubsgefühle stellen sich ein...

Türkisfarbenes Wasser, wärmende Sonnenstrahlen und ein zuverlässiger Passat sorgen dafür, dass man sich am Strand wohl fühlt. Dazu besticht der Spot durch Flachwasser und klar definierte Zonen mit nach Lee abreitbarer Welle. Hier könnten sich viele Könnenstufen gleichzeitig wohlfühlen.

Leider muss hier ein großes „Aber“ eingeschoben werden: Die Bautätigkeit in Sal Rei sorgt dafür, dass der Wind leider nur noch sehr sehr böig schräg ablandig über das Wasser weht. Einsteiger haben es mit diesen Bedingungen schwer und werden beständig aufs Wasser gebügelt.

Bessere Surfer nerven die Böen. Der Stop und Go Verkehr kann nur durch große Segel etwas gelindert werden. Da der Wind nicht besonders stark ist bedeutet das oft auch Lappen um die 7 Quadratmeter. Bei hohen Wellen ist das nicht so optimal.

Linderung verschafft nur ein Downwind Schlag in die Nachbarbucht. Dort ist der Wind stabiler und etwas stärker. Trotzdem, die dicken Lappen bleiben, denn man muss ja in die Böenzone zurück kreuzen...

Dennoch: Man kommt an diesem durch den Winter-Passat oft belüfteten Spot auch oft aufs Wasser.

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Boa Vista

Das wahre Potential der Insel liegt jedoch außerhalb von Sal Rei: Wer eigenes Material mitgenommen hat und einen Geländewagen mietet, dem stehen dutzende Spots offen, von denen die meisten noch nie ein Surfboard gesehen haben.

Ein Geländewagen kostet um die 60 Euro pro Tag. Es gibt nur sehr wenige asphaltierte Straßen und ein GPS hilft bei der Orientierung in der Wüste sehr. Genug Wasser und Nahrung sollte mitgenommen werden, denn durch die fehlende Netzabdeckung kann per Telefon im Fall einer Panne keine Hilfe gerufen werden.

Wer das Abenteuer scheut, kann ein Taxi Pickup mit Fahrer für sechzig bis hundert Euro pro Tag mieten.

Abends bietet sich der kurze Gang nach Sal Rei an. Hier wird klar: Wir sind in Afrika. Die Kontraste zwischen Arm und Reich, zwischen neu und alt sind extrem hoch und wirken surreal.

Viele der Kolonialhäuser sind unbewohnt und verfallen. Moderne Glas-und-Beton Gebäude schießen hier und da aus dem Staub und lassen vermuten, wie Sal Rei in einigen Jahren aussehen wird.

Die Einwohner sind im Gegensatz zu den eingereisten senegalesischen Arbeitern und Händlern eher schüchtern, und das ist auch verständlich. Es scheint, als ob viele gar nicht verstehen, was auf einmal auf ihrer Insel los ist.

Boa Vista

Fragen stehen in den Gesichtern vieler Bewohner Boa Vistas, seit im Oktober 2008 der internationale Flughafen aufgemacht hat.

Die meisten Familien waren immer arm und leben seit Jahrzenten von der Hand in den Mund. Sie begreifen kaum, was genau in diesen Momenten auf ihrer Insel vorgeht. Bei dem Tempo mit der die Entwicklung nun voran schreitet, wird die Insel an Ausländer ausverkauft sein, bis die Kapverdianer mit Bildung und Know How aufgeholt haben werden und mithalten könnten.

So sieht man viele Canarios, Italiener, Deutsche, die Grundstücke kaufen, Firmen gründen und sich die Rosinen aus dem Kuchen picken. Die Kapverdianer haben weder das Geld noch die Bildung noch die Streetsmartness, um daran teilzuhaben.

Das von Tui und Riu gemeinsam betriebene All inclusive Hotel Riu Karamboa hat 750 Zimmer. Das nächte Hotelder Riu Kette, das Riu Tuareg wird 1000 Zimmer haben.

Während auf der einen Seite die Kapverdianer Löhne von 150 bis 250 Euro pro Monat erhalten, werden auf der anderen Seite europäische Preise verlangt. Hotels zum Beispiel bezahlen auf den Kapverden keine Steuern. Hier wird gerade richtig viel Geld verdient.

Wer mit offenen Augen nach Boa Vista reist, der wird auch die Tragik der momentanen Entwicklung, bei der das große Geld an den Bewohnern vorbeirauscht, nicht abschütteln können.

Boa Vista fasziniert mit sprödem Charme. Noch ist die Insel unglaublich wild. Es gibt unendlich viele Spots zu entdecken. Wasserschildkröten und Wale lassen sich beobachten. Es ist ein Naturparadies.

Es gibt sicher noch sehr viele gute Spots zu entdecken, aber es sollte gut überlegt werden ob man dazu eine Pauschalreise braucht. Trommelt ein paar Freunde zusammen, mietet euch einen Geländewagen und entdeckt Boa Vista nach gründlicher Vorbereitung(!) und mit entsprechender Vorsicht - auf eigene Faust...


Boa Vista

WIND
Der Passat weht am beständigsten von Dezember bis April. Die Wellen sind in dieser Zeit höher als im Sommer. Leider ist der Wind gerade vor den Centern in Sal Rei sehr sehr böig.

BOARDMIETE

Sal Rei:
Planet Surfpool Boa Vista unter freundlicher und kompetenter deutschsprachiger Leitung von Peter Pavlik (bis April). Die Sonnenliegen (sonst 40 Euro pro Woche) sind für die Kunden gratis.

Direkt daneben liegt der Boa Vista Windclub

Der Einstieg ins Wasser ist vor beiden Centern bei Ebbe steinig.

Im Hotel Riu Karamboa: Surf Zone Boa Vista
Vor dem Riu gibt's einen mordsmäßigen Shorebreak.

WELLENREITEN
Wellenreitboards können am günstigsten bei Yoann Kerhervé im Fruits of Cabo Verde Store am Strand von Sal Rei (neben dem Restaurant Alisios) gemietet werden.

ANREISE
Seit der Eröffnung des neuen Flughafens bietet TUIFLY Direktflüge von einigen deutschen Flughäfen an.

UNTERKUNFT
Die Situation ändert sich rasend schnell. Für Genießer ist das Migrante Guesthouse in Sal Rei interessant.

Apartments können zum Beispiel unter www.boavistacv.com in unmittelbarer Nähe der Surfstationen gebucht werden. Die Preise sind günstig (ca. 300 EUR / Woche für 2 Personen).

REISEVERANSTALTER
Hier folgen Surfreiseveranstalter, die Boa Vista im Angebot haben, in alphabetischer Reihenfolge:
www.ola-sportreisen.de
www.orca-windsurf.de
www.sunandfun.de
www.surf-action.com

Kapverden Kreuzfahrt: www.itoma.at

ESSEN:
Auf Boa Vista gibt es Fisch, Fisch und nochmals Fisch. Fleisch muss importiert werden.

Einfache aber leckere Gerichte findet man an der dem Planet Surfpool Boavista angeschlossenen Tortuga Bar. Nebenan im Alisios ist alles ein Nummer edler.

Gute italienische Pizza gibt es etwa 150m landeinwärts vom Hotel Estoril entfernt.

In Sal Rei liegen einige kleine Restaurants, darunter auch einen sehr guten (und teuren) Portugiesen. Generell ist das Essen eher einfach.

SICHERHEIT
Es wird dringend davon abgeraten alleine Wanderungen in die Dünengebiete oder zum Schiffswrack zu machen. Es ist zu Überfällen gekommen.

MEDIZINISCHES
Es ist keine schlechte Idee eine eigene Reiseapotheke mitzunehmen. Dazu gehören Mittel gegen Durchfall und Verstopfung. Die Apotheke in Sal Rei liegt in einer Seitenstraße neben dem Marktplatz, bietet eine grundlegende Auswahl von Medikamenten. In Sal Rei befindet sich eine Arztstation.

Das Leitungswasser ist kein Trinkwasser. Vorsichtige Menschen sollten Salate und offenes Obst meiden.

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