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Sardinien
Ostermontag 2008 - in Kiel zeigt das Thermometer -3°C Lufttemperatur, dazu Schneeregen, 10 Knoten aus Nordost - in Holland ist der Strand weiß und das Wasser gefriert in den Segeln. Als wir vom Wasser kommen, nach einem weiteren anstrengenden Tag bei 20 Knoten und 18°C, lautet die Erkenntnis des Tages: Wir haben alles richtig gemacht...

Denn wir sind nicht in Kiel oder Holland, wir sind tief im Süden von Sardinien; genauer gesagt in der Hauptstadt Cagliari und den Stränden in der Umgebung. Während die meisten Surfer, die regelmäßig auf die italienische Insel fahren, oft direkt vom Fährhafen Olbia in den Norden zur berühmt berüchtigten 'Hühnerbucht' von Porto Pollo fahren, waren wir in Richtung Süden abgebogen.

Sardinien
Unser 'Departement of Housing' hatte im Vorfeld ganze Arbeit geleistet und lieferte ein Meisterstück in puncto Unterkunft ab: eine Villa mit Meerblick, in der man durchaus auch einfach einen entspannten Urlaub hätte verbringen können.

Wäre da nicht dieser ständige Wind gewesen... denn der - soviel sei vorweg genommen - leistete diesmal übertarifliche Arbeit!

Im etwas östlich vom Stadtzentrum gelegenen Yachtclub, geleitet vom italienischen Topracer Mauro Cove, wurden wir bereits erwartet und auf typisch italienische Weise herzlich aufgenommen.

Der Windgott empfing uns ebenfalls freundlich, und so konnten wir vor der Kulisse Cagliaris mit dem über allem thronenden Burgberg feststellen, dass sich die angesagten 15 Knoten Wind nach mehr anfühlten, eher wie perfekte Slalombedingungen für das 7.4er. Entsprechend groß fielen dann die abendlichen Pasta-Rationen aus und trotz des sardischen Rotweins Cannonau fanden alle mehr oder weniger ihre Zimmer.

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Sardinien
Dort fanden wir allerdings aufgrund der Windgeräusche wenig Nachtruhe und das Frühstück auf der Terrasse war nur bedingt möglich, da die Panini (Brötchen) Flugtendenzen aufwiesen. Dies sollte sich auch in den nächsten Tagen fortsetzen, so dass unsere kleinsten Slalomsegel auf einige Betriebsstunden kamen. Als Alternative wurden die Busse mit Wavematerial beladen, Ziel Chia.

Bei unserem ersten Versuch fanden wir dort jedoch weniger einen der besten Wavespots Italiens vor, vielmehr glich die Bucht einem spiegelglatten Ententeich. Aber eine Insel bietet ja Optionen und so zogen wir weiter, auf Entdeckungstour in den Westen, abseits der üblichen Pfade.

Sardinien
Je weiter wir in den Westen kamen, desto einsamer waren die Strände vor der Bergkulisse mit halbverfallenen Geisterstädten. Wir hatten die freie Auswahl und fanden einen Spot, an dem wir die Wellen zwischen uns aufteilen konnten. Selbst die am großzügig dimensionierten Strandparkplatz vorhandenen Beachbars schien das Schicksal der verlassenen Bergbausiedlungen ereilt zu haben. Die Rückfahrt von der Costa Verde im Dunkeln durch die Berge gab einem dann endgültig das Gefühl, ganz weit weg von den überlaufenen Spots im Norden gewesen zu sein...

Dass Chia aber tatsächlich eine Fahrt wert ist, zeigte sich bei unserem zweiten Versuch. Der erste Blick über die Dünen sorgte für Rekordzeiten beim Aufriggen - angesichts der sauberen Wellen, die in die Bucht bei Sideoffshore Wind hereinrollten. Allerdings spielte der ablandige Wind aufgrund der Abdeckung durch die Dünen nicht so richtig mit und sorgte beim Rausdümpeln dafür, dass nicht jeder Versuch von Erfolg gekrönt war.

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In der Disziplin "Rausschwimmen" und Welle erwischen punktete an diesem Tag Chris Opitz und scorte so die meisten Wellen, während Klaus eher leicht sarkastisch andeutete, dass Chia gewiss Potential habe und schwor, nicht mehr ohne Slalommaterial die Fahrt in den Süden anzutreten...

Also setzen wir am nächsten Tag unsere Kolonne in Richtung Sinis-Halbinsel im Westen der Insel in Bewegung. Funtana Meiga war das Ziel des Tages; nur gingen irgendwie grad alle Surfer vom Wasser als wir kamen. Wohl weniger aus Respekt uns gegenüber, wie wir spätestens dann feststellten, als wir mit unseren kleinsten Wavetüchern völlig unkontrolliert auf die ersten Rampen zuschossen.

Der Mistral gab an diesem Tag alles, was teilweise zu lustigen Abgängen über die flache Riffplatte führte. Denn Funtana Meiga bietet - um Klaus zu zitieren - wenig 'Auslaufzone' und so konnten wir den Zuschauern immerhin eingespieltes Teamwork beim Ausstieg mit Klettereinlagen über die Steilküste in der Bucht in Lee anbieten...

Nachdem wir bereits den Westen und Süden surftechnisch abgehakt hatten, blieb der Osten. Einem Tipp von Neu-Local Andrea Cucci folgend landeten wir in Porto Guincho, am äußersten Südostzipfel der Insel und konnten zunächst unseren Augen kaum trauen: Eine Lagune, die nur durch einen schmalen Streifen weißen Sandes von türkisblauem Wasser getrennt wurde, eingerahmt von Felsen; dazu ablandiger Wind für das 6.2er Slalomsegel.

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Ein absoluter Traum, um nur wenige Meter parallel zum Ufer neue persönliche Rekordwerte auf dem GPS abzulesen.

Quasi das i-Tüpfelchen auf den absolut perfekten Bedingungen, so dass selbst der eingefleischte Südfrankreich-Fan Klaus - vermutlich auch wegen des Potentials von Chia - sich bei unseren italienischen Bekannten bereits wegen einer Neuauflage des Trips im Herbst erkundigte und somit Sardinien zu seinem persönlichen Lieblingsrevier erklärte. Angeblich sogar ohne den Einfluss des lokalen Rotweins!


Anreise
Inzwischen gibt es mehrere günstige Flugverbindungen aus Deutschland nach Sardinien, sowohl nach Olbia, als auch Alghero und Cagliari. Mehr Infos dazu bei Air Berlin, Ryan Air und Tuifly. Dann ist aber ein Mietwagen vor Ort erforderlich, dieser ist auf Sardinien relativ teuer; speziell sollte man auf ausreichende Versicherung des Fahrzeugs achten.

Der Klassiker ist die Anreise mit eigenem Fahrzeug via Fähre, etwa von Livorno oder Genua aus, siehe:
www.mobylines.de
www.sardiniaferries.it
www.tirrenia.it

Auf Sardinien selbst gibt es keine Autobahngebühren, allerdings ist die Insel größer als man denkt, was nicht zuletzt an der italienischen Kunst liegt, 10 Straßenkilometer für
5 Kilometer Luftlinie anzulegen.


Unterkunft
Wer mobil sein will, wird an den meisten Stellen mit seinem Bus und entsprechendem Verhalten in der Vorsaison geduldet. Alternativ bietet sich an, eine Wohnung als Basiscamp zu mieten. Unter www.fewo-direkt.de oder bei anderen Anbietern finden sich viele Angebote, gerade in der Vorsaison lässt sich oftmals noch handeln! Sehr empfehlenswert auch die Seite www.sardinien.com mit jeder Menge Informationen rund um die Insel!

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Spotguide
Sardinien ist ganzjährig surfbar, die beste Reisezeit ist das Frühjahr.

Westküste

Capo Mannu - Wavespot im Westen der Insel, nach einer längeren Mistralperiode kann er geniale Bedingungen mit Wind von rechts bieten. Aber: Steile Felsküste, Windabdeckung im Uferbereich, sehr trickreicher Einstieg und hohe Wellen begrenzen diesen Spot für Experts only! Der Spot Mini Capo nebenan ist ein Geheimtipp für Wellenreiter, also respektiert die zahlreichen Locals!

Putzu Idu - Bucht mit traumhaften Wasserfarben und langem Sandstrand neben Capo Mannu; Slalom- und auch Wavespot mit kleiner Welle, wenn es am Capo Mannu groß wird. Funktioniert bei fast jeder Windrichtung, Vorsicht wegen vieler Fischerleinen im Wasser!

Funtana Meiga - nahe der punisch/römischen Ausgrabungsstätte von Tharros am Südzipfel gelegen. Funktioniert ebenfalls bei starkem Mistral. Die Wellen brechen über ein flaches Felsenriff; der Einstieg ist ebenfalls etwas eng und trickreich. Dafür eignen sich die Wellen ohne Windabdeckung sehr gut zum Springen. Das letzte Stück der Anfahrt führt über Feldwege, also bei Regen nur bedingt empfehlenswert.

Capo Pecora & Umgebung - wer sich hierhin verirrt, der findet garantiert leere Strände! Dazu eine wilde Kulisse, mit steilen Felsküsten, weiten Sandstränden und verlassenen Bergbauruinen. Entlang dieser Küste und der Costa Verde finden sich jede Menge Strände, die je nach Windrichtung für positive Überraschungen und Wellen sorgen können. Wir haben einige der Spots abgefahren und können es für Entdecker nur empfehlen!
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Südküste

Chia - einer der besten Wavespots in Italien. Nicht ohne Grund wird hier regelmäßig die italienische Wavemeisterschaft ausgerichtet. Bei Scirroco kommt der Wind von links, aber auch mit Wind von rechts kann es sehr gute Wavebedingungen haben. Weiter Sandstrand mit Shorebreak und zum Teil Windabdeckung durch die Dünen; sehr schönes Ambiente und traumhafte Wasserfarben.

Porto Pino - im Südwesten der Insel gelegen kann es dort bei Mistral Wellen mit Sideoffshorewind geben, wenn sonst noch alles flach ist. Schöne einsame Bucht mit weitem Sandstrand, die Anfahrt ist etwas trickreich.

Cagliari, Poetto - der Stadtstrand, mit feinem Sand über 7 Kilometer, ausreichend Infrastruktur und der sardischen Hauptstadt als Kulisse. Bei Mistral meist ablandiger Wind mit dann perfekten Slalombedingungen. Bei fast jeder Windrichtung fahrbar. Wir empfehlen als Basis den Surfclub von Mauro Cove im östlichen Teil der Bucht. Dort gibt es eine perfekte Infrastruktur, Materiallagerung möglich, meist Sideshorebedingungen. Vorsicht: Flaches Riff direkt vor dem Einstieg!

Geremeas / Villasimius - im Osten von Cagliari bietet fast jede Bucht Möglichkeiten zum Surfen, meist mit gemäßigter Dünung für Slalompiloten bei Mistral, der dann side- bis sideonshore weht.

Porto Guincho - traumhafte Wasserfarben und eine Lagune bilden die perfekte Kulisse für Slalom- und Speedbedingungen bei ablandigem Wind, ganz am östlichen Zipfel der Insel gelegen.

Costa Rei - die Ostküste bietet weitläufige Sandstrände mit meist sehr entspannten Bedingungen, um erste Wave-Erfahrungen zu machen, oder entspannt beim Freeriden die schöne mediterrane Kulisse zu geniessen.


An dieser Stelle noch einmal unsere Bitte: Hinterlasst die Strände so, wie ihr sie euch wünscht und sorgt mit eurem Verhalten dafür, dass Surfer/Windsurfer noch lange gern gesehene Gäste an den Spots sind, mille grazie!!
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