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Australien - eine Story von Philipp Hiller
10 Jahre sind seit meinem letzten West Coast Aufenthalt in Australien vergangen. Damals wohnte ich drei Monate in einem Ford Falcon Station Wagon und ernährte mich ausschließlich aus einer Coolerbox, jeder Menge Wein aus Kartons sowie "Emu Bitter"-Bier.

Was hat sich in der Zwischenzeit geändert? Statt 3 Monate Zeit hatte ich diesmal nur einen, alles andere blieb beim alten und das war auch gut so!

Angekommen in Perth, verbrachte ich die erste Nacht am Airport, um meinen später eintreffenden Kumpel aus München in Empfang zu nehmen.

Die Vorfreude auf ihn war riesig, da er nicht nur sein eigenes, sondern auch mein gesamtes Material bei sich hatte. Durch diese Fuchsidee sparten wir uns einige Euronen für das Übergepäck und ich den stets vorprogrammierten Stress beim Einchecken.

SWCCC
Unser erstes Ziel war Yallingup. 250 km südlich von Perth gelegen, wurde hier unser SWCCC (Strategic West Coast Command Center) für die Feldzüge entlang der Küste eingerichtet.

Nachdem unser Headquarter bei unserem Bekannten Andy in seinem halbfertigen, aus Strohballen bestehendem Haus aufgestellt war, ließ der erste Einsatz nicht lange auf sich warten, denn im nur 40 km entfernten Margaret River wurden verdächtige weiße Schaumkronen am Horizont gemeldet.

Die am Nachmittag aus Südwest kommende Sea Breeze ließ uns in den nächsten Tagen nicht im Stich.

Vorsicht war allerdings stets geboten, da nicht nur die powervollen Wellen, sondern auch die weit verstreuten, knapp unter der Wasseroberfläche liegenden Riffe stets für Überraschungen sorgen. Nachdem ich meinem Kollegen lange erklärte, wo sich der etwa 500 Meter entfernte Channel zum Durchqueren des Reefbreaks befand, heizte ich voller Euphorie darauf zu.

Die Vorfreude war aber schnell zu Ende als ich mit vollen Tempo auf dem Riff zum Schleudersturz ansetzte. "Glücklicherweise" ruinierte ich mir nur die Finne und den Gabelbaum. Mit einigen Schürfwunden und ziemlich frustriert paddelte ich zum Strand zurück.

Auf der Suche nach perfekten Bedingungen
10 Tage später war es Zeit für den Norden. Etappenweise arbeiteten wir uns über Lancelin und Geraldton die Küste hinauf. Mein Kumpel setzte kurzfristig zum Hungerstreik an, um die im Süden angesetzten Pfunde wieder loszuwerden, da er nach eigener Aussage bei Leichtwind Probleme hatte ins Gleiten zu kommen.

Unser Ziel war das jenseits der Zivilisation liegende Gnaraloo. Nachdem wir täglich die Wellen- und Windvorhersage überprüften, ahnten wir schon, was uns erwarten könnte - der beste Swell der Saison!

Am Objekt der Begierde angekommen, ließen wir uns erst einmal ausführlich die "Riffsituation" erklären und wunderten uns, dass fast alle Windsurfer Schuhe trugen. Ein Holländer, der mich beim Einstieg ins Wasser noch fragte: "You're going out there without booties???" steigerte noch mein Selbstbewusstsein.

Nachdem ich den Shorebreak erfolgreich überquerte, passierte dass, was man am wenigsten erwartet. Etwa 1km vom Festland entfernt brach bei der ersten Halse mein Mast.
Wir sind am Ziel!
Ein Schweizer namens Neil und Heinz aus Deutschland leisteten mir in der nicht ganz ungefährlichen Situation erste Hilfe und brachten Gabelbaum, Mastfuß sowie Extension sicher an Land, während ich (mal wieder) auf meinem zusammengerollten Segel die Heimreise antrat.



Das in der Ferne liegende Ufer wurde zum Ziel des Tages erklärt und unter Beobachtung der Unterwasserwelt nach etwa einer Stunde erfolgreich erreicht.
Campen an der Westcoast
Am nächsten Tag kam, wie erwartet, der große Swell. Mit mulmigem Gefühl im Magen und voller Ehrfurcht ging es in die ersten Sets. Masthohe Wellen zeigten mir eindeutig, wo es lang ging - down the line, und zwar schnell! Belohnt wurde man mit bis zu acht Turns auf einer Welle! Meine anfängliche Angst wich langsam einem stetigen Dauergrinsen - a perfect day!

Die Welle des Tages erwischte übrigens ein Belgier, der von einer 6 Meter Wasserwand bei lebendigem Leibe verspeist wurde. Material wie auch er blieben wie durch ein Wunder unversehrt.

Nach etwa einer Woche entschieden wir uns wieder in den Süden aufzubrechen. Mit einer Maus als blindem Passagier im Auto verließen wir im Eiltempo das von Fliegen besetzte Camp und wurden noch am gleichen Tage mit einer 5,3er Abendsession in Geraldton belohnt.

Nach kurzem Zwischenstop in Lancelin, wo wir in den Genuss der ersten Süßwasserdusche nach etwa drei Wochen kamen, ging es zurück zum SWCCC nach Yallingup.
Auf der Suche nach der perfekten Welle
Die letzten Tage waren aufgrund der abnehmenden Sea Breeze geprägt von 4WD Offroad Expeditionen entlang der einzigartigen Küste, solidem Wellenreiten sowie einer Extreme Wine Tasting Tour durch die vorzüglichen Weinkellereien der Margaret River Area - life can be good...

Auch die Maus hat ein neues Zuhause gefunden. Sie wohnt nun in dem 1500km entfernten, kühleren Albany. Ob es ihr dort gefällt, wissen wir nicht.

Uns hat es Australien auf alle Fälle wieder angetan und mit Sicherheit kommen wir in den nächsten Jahren wieder.

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