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Starboard - Ökologische Produktion
Tiesda You, Entwickler bei Starboard. Er brachte die Balsatechnik zur Serienreife.

Starboard: Der lange Weg zum Öko-Board

2014 haben wir im Artikel "Surfing on Oil" dargestellt, dass Windsurfboards weitestgehend Erdölprodukte sind, die sich kaum recyceln lassen. Damals schlug der Artikel hohe Wellen. Starboard stellt sich dem Thema in besonderer Weise.

Svein Rasmussen, der Kopf von Starboard, nimmt das Thema Umwelt ernst. So ernst, dass er bei unseren Recherchen in 2014 wie kaum sonst jemand zum Thema Stellung nahm. „Ich bin sehr besorgt, wohin uns unsere Konsumgesellschaft bringt und unsere Marke spielt das Spiel in vieler Hinsicht mit“, sagte er damals.

Der Manager griff an. Er wollte seine Produkte Schritt für Schritt umweltfreundlicher machen. Dabei sollte sie preiswert und technologisch besser sein, als ihre herkömmlichen Gegenspieler. Gleichzeitig wollte er den CO2 Abdruck der Firma radikal senken. Drei Jahre später zieht er eine erste Bilanz.

Svein, bei unserem letzten Kontakt in 2016 hast Du uns geschrieben, dass ihr jetzt auch Bio-Harze entwickelt, alternative Materialen testet und Mangroven pflanzt…
Ja, all das ist jetzt Realität. Was das Bio-Harz angeht, haben wir verschiedene Harze getestet. Nachdem wir die Preise und Inhaltsstoffe ein Jahr unter die Lupe genommen haben, unternahmen wir einen ersten Schritt. Es ist hart mit Herstellern zusammenzuarbeiten, von denen einige unseren Weg der schnellen Entwicklung preisgünstiger, aber qualitativ hochwertiger und vor allem umweltverträglicher Harze nicht gut finden. Wir haben das Harz in drei unserer Fabriken eingesetzt; bei Boards, Finnen und Paddeln. Jetzt hoffen wir, dass „unsere“ Mischung vom Hersteller auch anderen Kunden angeboten wird, die von dieser Entwicklung hinter den Kulissen nichts mitbekommen haben. Unser Ziel ist es jetzt, den Bio-Anteil im Harz zu erhöhen. Unsere Teamfahrer sagen übrigens, dass sie das knackigere Fahrgefühl (veränderte Rückstellkraft und -geschwindigkeit der Bioharze) mögen.

Starboard - Ökologische Produktion
Svein Rasmussen: Starboard will alleine in diesem Jahr 50.000 Mangrovenbäume pflanzen.
Kürzlich haben wir Flo Jung mit einem Balsa-Board gesehen. Kannst Du uns etwas darüber erzählen?
Ja, wir haben sehr gute Ergebnisse mit Balsa(holz) Boards gemacht, sie sind einfach in allen Belangen besser. Im 2018er Modelljahr nutzen wir Balsaholz in unseren Windsurf Sandwichboards in der LCF (Low Carbon Footprint) getauften Technologie. Im SUP Bereich werden wir Balsaholz in allen Allround- und Waveboards unter dem Namen „Carbon Balsa“ nutzen.

Ersetzt Balsa den Kern komplett? Wie sieht die Konstruktion aus?
Wir haben das toxische PVC fast komplett eliminiert und nutzen an dieser Stelle Balsa. Der Kern besteht weiterhin aus reinem EPS. Wir hatten bisher nicht genug Erfolg lokale EPS-Hersteller dazu zu bringen, zumindest teilweise recyceltes EPS zu nutzen. Unser Boardproduzent ist auch ziemlich langsam darin Neuerungen einzuführen, aber wir werden weiter pushen und meckern. Ich habe generell einen Mangel an Geduld in Umweltdingen und habe da null Toleranz bei zu langsamer Weiterentwicklung. Ich kann langsamen Partnern also extrem lästig werden.

BASF hat einen 75-prozentigen Bioschaum entwickelt, der zu 100% in einigen Monaten biologisch abbaubar sein soll. Aber er ist zu weich und momentan noch zu teuer. Also haben wir sie gebeten, den Bioanteil auf etwa 30% zu reduzieren, um das Material einsetzen zu können. Das ist ein ähnlicher Weg, wie der, den wir mit dem Bio-Harz gehen.

Wir arbeiten außerdem mit Firewire (Surfboardhersteller) und nutzen ihren recycelten und verdichteten Schaum als Baumaterial. Firewire hat schon vor drei Jahren begonnen Bioharze zu nutzen und sie führen damit die Bewegung in der Wellenreitindustrie an.

Starboard - Ökologische Produktion
Sarah-Quita im Balsawald

Ihr pflanzt Mangroven, um euren CO2 Fußabdruck zu reduzieren.
Wieviele Bäume habt ihr bisher gepflanzt?

Wir haben bis jetzt 81.500 Bäume gepflanzt, die in den nächsten 20 Jahren 81.500 Tonnen CO2 absorbieren werden. Wir werden in diesem Jahr weitere 50.000 Bäume pflanzen. Damit haben wir einen positiven CO2 Fußabdruck. Unser gesamter CO2 Ausstoß und das schließt die Produktion, sowie alle Teamfahrer mit ihren Reisen ein, hat von Juni 2016 bis März 2017 3.600 Tonnen CO2 produziert. (Anm. d. Red: Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Mensch verursacht etwa 12,5 Tonnen CO2 pro Jahr). Der Energieverbrauch bei Sandwichboards ist sehr hoch und wir arbeiten mit unserem Hauptzulieferer an einem Solarprogramm, das den CO2 Ausstoß um 80% reduzieren wird.
Wir wollen den CO2 Fußabdruck bei der Boardproduktion zwischen 2016 und 2020 um weitere 50% reduzieren.

Wir können uns vorstellen, das Du uns nicht zu viel verraten möchtest, aber schaut ihr euch noch andere Materialien als Balsaholz an?
Wir schauen auf alle Arten von Material und unser Hauptanliegen ist momentan die Nutzung von recyceltem Material, um die Müllproduktion zu reduzieren. Man kann gebrauchte Produkte upcyceln und damit besser als neu machen. Unsere Kunststofffinnen haben ihr Leben als Fischernetz begonnen. Alle unsere 2018er Boardbags sind beispielsweise aus upgeycleten PET Flaschen. Das Material ist zweimal so stark, wie alles, was wir vorher verwendet haben. Das ist wirklich eine goldene win/win Situation.

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Flo Jung mit einem Balsa-Prototyp auf der Ostsee