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Update 4
Défi Wind 2015
Beim Défi Wind muss sogar das Aufmacherfoto XXL Format haben. Am Sonntag schafften es 1100 Surfer auf das Wasser.

18. Mai 2015 - Das große Finale. Im letzten Teil der Berichterstattung aus Leucate versucht Philipp doch noch aufs Wasser zu kommen und zieht ein Fazit aus dieser großen und großartigen Veranstaltung.

Gibt es einen Ort an meinem Körper, an den sich kein Sandkorn verirrt hat? Überall ist Sand. Auch in der Technik stecken die kleinen Körner. Und ganz besonders in teilbaren Masten hat sich ein Stück Leucate verewigt und sie zu Einteilern gemacht.

Der Samstagmorgen begann mit einem Skippersmeeting. Auf der Videoleinwand wurden Bilder des gestrigen Tages gezeigt und dabei war auch eine Zusammenstellung der schönsten Stürze und Unfälle zu sehen. Dies sollte wohl dazu dienen, die Fahrer noch einmal davon abzuhalten sich zu überschätzten. Doch diesmal wollte ich mich nicht dem Wind geschlagen geben, habe mein Défi Lycra angezogen und mir mein Point7 AC1, 5qm von Andy Laufer zurückgeholt. An seinem traurigen Blick konnte ich sehen, wie gerne er mit dieser Segelgröße gefahren wäre.

Er musste nun sein 5.6er aufbauen. Schon der Weg zum Wasser war nicht einfach. Immer wieder kamen Sandböen von 60 Knoten, die versuchten mir das Material aus der Hand zu reißen. Im Wasser sah es aus wie bei einem Anfängerkurs mit 500 Teilnehmern. Die Surfer stiegen auf ihr Brett und nach wenigen Metern flogen sie auf der anderen Seite ins Wasser. Es war ein heilloses Chaos.

Défi Wind 2015
Fast alle Teilnehmer hatten gewisse Kontrollprobleme.

Das Angenehme bei der 60 Minuten Startsequenz ist, dass man keine Flaggen oder anderen Signale kennen muss. Es ist klar, dass nach 60 Minuten das Startboot die Startlinie freigeben wird. Das ist ein einfaches aber sehr effektives Verfahren. Ich hatte noch gut Zeit und war in guter Hoffnung den auch am heutigen Tag stark verkürzten Kurs durchhalten zu können. Gefühlt bin ich in meinem Leben noch nie so schnell gesurft. Beim Einfahren ging es vorbei an dem Segelboot mit der großen Totenkopf-Fahne, die den Event sehr passend charakterisiert. Überall fuhren die Jetskis in Erwartung der zu rettenden Surfer hin und her.

Plötzlich ein weiteres schwarzes Segel. Es war Andrea Cucchi der mich lachend überholte, gefolgt von Antoine Albeau der sich heute zum ersten mal mit seinem Material wie alle anderen einfuhr. War er doch in den letzten Tagen immer ohne Test auf das Wasser gegangen und hatte dabei am Ende eine für nicht so optimale Platzierung erreicht. Diese Mischung aus absoluten Topfahrern und echten Amateuren, die alle mit den gleichen Sorgen und Hoffnungen auf diesen langen Kurs gehen, machen dieses Rennen wirklich einmalig.

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Défi Wind 2015
Darwinistisches Windsurfen: Survival of the fittest.

Dazu gibt es eine Organisation die völlig unaufgeregt ist. Hier werden keine Rennen mit Gewalt durchgezogen, wenn die Bedingungen nicht gut sind. Alles ist sehr entspannt. Hinter dem Startboot kurz nach der Mole nahm der Wind derart zu, dass es mir mehrfach einfach das Brett aus dem Wasser hob. Für mich ein klares Zeichen: Ich habe keine Kontrolle mehr, das ist zuviel. Etwas enttäuscht bin ich ans Ufer zurückgefahren, wo mich ein beglückter Andy Laufer schon erwartete, nein nicht mich, mein Segel hatte er im Sinn. Klar, er konnte es haben. Noch wenige Minuten und das Motorboot würde wieder diese einmalige Kulisse freischalten. Es hat 30 Grad Lufttemperatur, der Himmel ist wolkenlos und es weht mit 60 Knoten. Was will man mehr?

Die Karawane zog wieder los und binnen Minuten hatten sich die Top Fahrer abgesetzt. Der Wind nahm weiter zu und an den Halsentonnen kam es zu Sturzorgien. Jason Polakow fand das so eindrucksvoll, dass er sich mit seiner GoPro dort ins Wasser legte und den anderen Stars beim Baden zusah. Denis Standhart musste bei diesem Rennen den Bedingungen Tribut zollen. Andy Laufer hatte einen Top Lauf und war bis kurz vor dem Ziel mit meinem Segel sechster. Doch dann ein Knall, er flog durch die Luft und durch mein Segel. Gabelbaumbruch. Das Material kommt an seine Grenzen.

Antoine Albeaus Trainingseinheit hatte sich gelohnt. Er gewann dieses Rennen mit großem Abstand.

Défi Wind 2015
Da war es noch ganz. Andi Laufer borgt sich Philipps 5er aus.

Am Nachmittag nahm der Wind immer weiter zu. Man konnte am Strand fast nicht mehr laufen. Die Rennleitung brach alle Rennen ab und warnte eindrücklich davor aufs Wasser zu gehen: Lebensgefahr. Einige der Profis nutzten die Gelegenheit, um doch noch nah am Ufer hin und herzufahren, damit sie bei der Dunkerbeck Speedchallenge ihre Platzierung verbessern konnten. Gewonnen hat diesen Wettbewerb im Wettbewerb Antoine Albeau mit 35 Knoten bei den Männern und Lena Erdil mit 26 Knoten bei den Frauen. Andy Laufer kam sensationell auf Rang vier mit 32 Knoten! Die Zeiten hören sich vielleicht nicht spektakulär an, aber man muß dabei bedenken, wie wellig das Wasser dabei war.

Für uns hatte die Reise nun ein Ende. Ich musste zurück zur Arbeit an meine Klaviertasten und wir reisten ab. Natürlich gab es am Sonntag noch ein Rennen mit deutlich leichteren Bedingungen. Über 1100 Starter gingen über den Kurs.

Glücklicher Gewinner des Events ist Pierre Mortefon vor Nicolas Warembourg und Antoine Questel. Alle drei sind Lokals und fahren praktisch täglich in diesen Bedingungen.

Défi Wind 2015
Close the Gap und ab durch die Mitte.

Antoine Albeau kam auf Rang 4, Dunkerbeck auf 7 und Patrik Diethelm auf den 14. Platz. Bei den Damen siegte Marion Mortefon vor Delphine Cousin und Lena Erdil. Bester deutscher wurde Andy Laufer auf Platz 24. Ich hoffe mein Segel hat dazu beigetragen.

Was bleibt ist mein Dank an Klaus Tiefenbacher vom Surfshop24, der diese Reise erst möglich gemacht. Point 7 und Patrik für ihre Unterstützung und Hilfestellung vor Ort. Ich habe viel gelernt und weiß, dass ich beim nächsten mal ohne Raceequipment, nur mit einem Waveboard 80 Liter und einem 4.5er Wavesegel optimal ausgerüstet wäre. Dieses Rennen macht seinem Namen „Herausforderung“ alle Ehre. Härter geht es nicht und besser organisieren kann man einen solchen Event nicht. So viele Surfer! Eine solche Aufbruchsstimmung! Unser Sport lebt!

Défi Wind 2015
Eigentlich haben alle gewonnen. Einige aber ganz besonders.
Défi Wind 2015
Sonne und 60 Knoten. Was will man mehr.
Défi Wind 2015
Der Zieleinlauf.
Défi Wind 2015
Der Sand strahlt mit der Sonne um die Wette.
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